KINDESPERSPEKTIVEN

im bildungspolitischen Diskurs


 
 
 

»Die besten Absichten bewirken nachhaltig wenig, wenn die innere Haltung eine andere Sprache spricht.« © by Hartmut Kay Hirsch

Perspektiven junger Menschen im bildungspolitischen Diskurs

Jeder junge Mensch von 0-27 Jahre hat Anspruch auf Förderung seiner Entwicklung. Jeder junge Mensch von 0-27 Jahre hat Anspruch auf Erziehung zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Jeder junge Mensch von 0-27 Jahre hat Anspruch auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit. Jeder junge Mensch von 0-27 Jahre hat Anspruch auf Erziehung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.

Rechtsgrundlage ist § 1 Absatz 1 SGB VIII. Diese Rechtsnorm ist gesetzesübergreifend, auch auf Kita- und Schulgesetze.
Um den IST-Zustand zu erkennen lautet meine subversive Fragestellung: »Was müssten Lehrer und Erzieher tun, um die schlechteste Bewertung von ehemals jungen Menschen rückblickend zu erhalten?« Vergleichen Sie dann die Antworten zu dieser Frage mit der heutigen pädagogischen Grundhaltung an Kindergärten und Schulen: Der Mangel in unserem Bildungs- und Erziehungssystem sollte deutlich sichtbar werden.

Für welchen SOLL-Zustand trete ich ein? Pädagogen insbesondere in Kindergärten und Grundschulen sollen lernen, ihren Blick auf den Anspruch des Kindes zu richten. Der Blick soll weg vom eigenen Lehr- und Erziehungsanspruch hin zum Anspruch des Kindes auf Förderung seiner alters- und kindgerechten Selbstbestimmungsentwicklung. Das bedeutet eine enorme Kertwende in der bisherigen pädagogischen Grundhaltung gegenüber jungen Menschen. Hier sollen Pädagogen fachlich geschult und gefördert werden, um dem neuen gesetzlichen Anspruch des jungen Menschen auch erkennen und umsetzen zu können. Pädagogen sollen nach den e.g. Schulungen fachversiert begleitet werden. Insbesondere Vorgesetzte der Pädagogen sollen den Pädagogen den Rücken stärken in ihrer enormen Umorientierungsphase. Das Fach "Entwicklungsfördernde Kommunikation mit jungen Menschen" soll für neu auszubildende Pädagogen in Ausbildung und Studium Standard oder auch Pflicht werden. Bildungsinhalte in der Vor- und Grundschule sollen der Lebens- und somit Sprachverständniswirklichkeit angepasst werden. Deutsch nur als Muttersprache ist heute unrealistisch mit einem Schüleranteil von mehr als 16 % Schülern ohne deutschsprachigem Elternhaus. Der Bildungsinhalt soll daher in einer deutschen Sprache als Mutter- sowie auch Fremdsprache erfolgen. Leichte Sprache bereits gesetzlich in anderen Kontexten vorgeschrieben wäre ein von mir unterstütztender Lösungsansatz. Bildungsinhalte für Kindergärten und Grundschulen sollten daher auch unbedingt auf Bundesebene geregelt werden. Förderale Bildungsunterschiede sehe ich daher nur noch ab dem 5. Schuljahr als sinnvoll an, weil ab dem 12. Lebensjahr sind Sprachbildung und -verstehen entwicklungsbedingt verfestigt und abgeschlossen. Die verbindliche Grundschulempfehlung sehe ich kritisch. Sie entspricht nicht dem Verständnis der Selbstbestimmung der Eltern und jungen Menschen. Den Eltern wertschätzend über deren Kind fachversiert zu erläutern, weshalb eine Einschulung beispielsweise in eine Gemeinschaftsschule oder Sonderschule für das Kind entwicklungsfördernd sei, mangelt es den verantwortlichen Lehrern und Fachkräften aufgrund ihrer Haltung gegenüber jungen Menschen. Lehrer und Fachkräfte sollen nun dringend in die Lage versetzt werden, gemäß dem neuen gesetzlichen Anspruch junger Menschen die dazu nötige Grundhaltung durch Weiterbildung erst sehen und damit auch aneignen zu lernen. Insbesondere sollen Sie die Optionen vermitteln lernen, dass beispielsweise die Gemeinschaftsschulen usw. dennoch später einen Weg zu Realschulabschluss und (Fach-)Abitur nicht ausschließen usw. usf. .

Gesellschaftliche und pädagogische Frage der Grundhaltung

gegenüber jungen Menschen

und deren Eltern

Der neue gesetzliche Anspruch junger Menschen auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit i.S.d. SGB VIII § 1 Abs. 1 seit 01. Januar 2022 erfordert ein enormes Umdenken in der bisherigen pädagogischen Alltagskommunikation. Entwicklungsfördernde Lern- und insbesondere Sprachumgebungen sollen dem neuen Erziehungsanspruch nachhaltig gerechter werden. So ist unsere deutsche Sprache eine gelebte Muttersprache für deutsche Schüler im Familien-, Freizeit- und Schulleben, aber nur eine theoretische Fremdsprache für mehr als 16 % Schüler ohne deutschsprachige Familien und Freizeiten. Das wirkt sich dann auf alle Lernfächer aus. Hier sieht auch die letzte PISA-Studie die Hauptursache für das unerfreuliche Ergebnis. Unsere Bildungsinhalte brauchen daher ein enormes Umdenken, Wissen in einer lebendig begleitenden Lern- und Sprachumgebung anzubieten anstatt wie bisher in direktiv beriselnder altdeutscher Art und Weise. Hierfür braucht es Lehrkräfte, die für Sprachbildung im Unterricht und Sprachförderung in Zusatzangeboten ausgebildet sind. Darüber hinaus müssten Lehrkräfte "differenz- und diskriminierungssensibel" ausgebildet werden, damit es nicht zur Ausgrenzung kommt, so Meike Munser-Kiefer, Professorin für Pädagogik an der Universität Regensburg bei ZDF-Senung Markus Lanz am 19. Januar 2023. Ich glaube, meritokratisches Auftreten verhindert selbstbestimmtes Lernen und Wissensaneignung in deutscher Sprache als Muttersprache sowie Fremdsprache. Ich glaube, meritokratisches Verhalten rührt aus einer pädagogischen Selbstüberschätzung und wirkt sich nachteilig für ein Mit- und Zusammenwirken der Erziehungsberechtigten und deren Familienstrukturen aus. Eltern empfinden Grundschulempfehlungen bei solch einer Grundhaltung dann für ihre Kinder abwertend anstatt kindeswohlorientiert. Lernleistung nur im kognitiven Bereich zu fokusieren war und ist ein Grund für die Abwertung von tatkräftigen Menschen in Ausbildungsberufen ohne Studium. Das beobachte ich seit über 10 Jahren in verschiedenen Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte. Unser Land braucht nicht nur Akademiker, sondern der Lebenswirklichkeit entsprechende Berufe mit Verständnis von Gemeinschaftsfähigkeit und Gemeinwohlorientierung. Die Meinung, man müsse sich nur anstrengen, um Erfolg zu haben, teile ich nicht. Menschen strengen sich unter unterschiedlichen Bedingungen an und ihre Anstrengungen werden unterschiedlich honoriert, je nachdem welcher Gruppe sie angehören. Leistung ist nicht objektiv fassbar. Es gibt keine Norm der Leistung, die als standardisierte Größe für Arbeit und Anstrengung herangezogen werden könnte. Anerkennung von Leistung und die Bewertung von Arbeit sind verletzende persönliche Fantasien über junge Menschen. Hier zeigt sich, wie der Blick nur auf Bildung zur Ausgrenzung und damit zur Gemeinschaftsunfähigkeit führt. In Bildung gehört aber ebenso Gemeinschaftsfähigkeit zu lehren, zu vermitteln und vorzuleben, um demokratische Systeme stabilisiert zu bekommen. Der Blick alleine auf Leistungsgerechtigkeit lässt insbesondere die Gemeinschaftsfähigkeit auf der Strecke. Wer Leistung bringt lebt dennoch in einer Gemeinschaft eingebettet. Die Annahme man könnte Leistung individuell zuordnen ist in einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft nicht möglich. Denn Arbeit wird heute komplexer in kleinen Prozessen und Zwischenschritten erbracht. In der meritokratisch selbstüberschätzten Grundhaltung jungen Menschen gegenüber sehe ich den Grund des Vertrauensverlustes in Politik und Staat, in Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie. Der Vertrauensverlust beginnt insbesondere bei der kleinsten Zelle der Gesellschaft, der Familienmitglieder heute, und zukünftige Erwachsene unserer gemeinsamen Zukunft. Der Gesetzgeber und infolge die Kultusministerien haben hier deutlich eine Umorientierungs- und Vorbereitungsphase für pädagogische Fachkräfte versäumt. Der Gesetzgeber hat die neue Normgruppe Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit zum Januar 2022 in Kraft gesetzt und Pädagogen sich selbst überlassen. Die erheblichen Klagen der Lehrer und Erzieher sind als Hilfeschrei zu verstehen, sie aus einem veralteten Bildungs- und Erziehungssystem fachgerecht in das neu geforderte zu begleiten. Auch FDP-Politiker Christian Dürr stellt fest, dass die Kultusminister in Deutschland einen neuen Kurs einschlagen müssen, auch gemeinsam mit dem Bund, so bei der ZDF-Sendung Markus Lanz am 06. Dezember 2023. Im März 2023 hatte Bundesministerin für Bildung und Forschung Frau Stark-Watzinger nach Berlin zu einem Bildungsgipfel geladen, 14 von 16 Kultusministern der Länder sagten ab. "Ich war unfassbar sauer darüber, dass die nicht mal kommen", sagte Dürr. "Ich glaube, dass einige in ihrer Eitelkeit sich auf den Schlips getreten gefühlt haben, nach dem Motto: 'Der Bund lädt jetzt ein zum Rapport'", sagte Dürr. "Aber ich glaube, das ist langsam notwendig. Ich glaube, die müssen ein Stück weit zurück auf die Schulbank, diese Kultusminister." Diesen gewonnenen Eindruck über unsere Kultusministerien von FDP-Politiker Christian Dürr teile ich ebenso. Pädagogische Fachkräfte aus dem Mythos der Leistungsgerechtigkeit heraus zu begleiten ist nur durch fachgerechte Weiter- und Fortbildungen machbar. Lehrer und Erzieher dürfen von der Bildungspolitik nicht alleine gelassen werden. Sie brauchen unterstützende Weiterbildungen und Begleitung in ihrer pädagogischen Umorientierungsphase zur neuen gesetzlich geforderten Grundhaltung gegenüber jungen Menschen. Dann haben wir wieder beste Bildung in neuen Schulformen unserer heutigen Zeit. Dann werden wir in der nächsten PISA-Studie wieder vorn dabei sein. Dann haben wir junge Menschen, die Freiheit lieben und Demokratie schätzen lernen. Dann werden wieder junge Menschen den Beruf des Lehrers und Erziehers attraktiver finden. Und Eltern Grundschulempfehlungen kindeswohlorientiert wohlwollend nachkommen. Selbstbestimmung und Eigenverantwortung jungen Menschen zu ermöglichen ist zuvörderst eine gesellschaftliche und pädagogische Frage der Grundhaltung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Das braucht begleitende Verbündete und Mitstreiter.
Foto: © 2023 Hartmut Kay Hirsch Zu meiner Person:
Vorname:Hartmut
Rufname:Kay
Familiennname:Hirsch
Jahrgang:1968
Abschlüsse:Fachschulstudium zum Jugend-, Heim- und Kunsterzieher, Ausbildung zum Bürokaufmann (IHK)
Berufsausübung:Kommunikationspädagoge, Verfahrensbeistand (FamG) und Steuersachbearbeiter
Partei:Freie Demokraten (FDP)
Arbeitsgruppe:AK Bildung
Stadtbezirk:Stuttgart-Sillenbuch
Kontakt:Postfach 100216 | 70002 Stuttgart | 0711-95806885

Um Freiheit und Demokratie leben zu können und auch zu wollen, sind Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit Kindern und Jugendlichen vorzuleben. Aber genau daran mangelt es erheblich in der Sprach- und Lernumgebung an unseren Schulen und Kindestageseinrichtungen. Eine starke liberale Stimme fehlt, um ein enormes Umdenken in der Grundhaltung gegenüber jungen Menschen beginnen zu lassen. Diese Stimme will ich insbesondere in unserer Bildungspolitik sein. Ich bin Kommunikationspädagoge und Vater von zwei schulpflichtigen Söhnen, die bereits in dieser neuen Grundhaltung leben dürfen und es ist schön zu beobachten, wie sie Freiheit und Demokratie mehr und mehr schätzen lernen. Ermöglichen wir es jetzt allen jungen Stuttgartern. Bitte geben Sie dafür ihre Stimme. Danke.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
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